Und wieder ein Anfang
Alles SOLL, alles MUSS besser werden in 2021. Selten haben wir einen Jahresstart so dermaßen mit Hoffnungen strapaziert, wie wir es in diesem Moment tun. Schon fast ein komplettes Jahr befinden wir uns in einer Ausnahmesituation, dem „new normal“; Vieles verlief 2020 anders, als es geplant war und auch im Jahr 2021 müssen wir weiterhin dieser ungewöhnlichen Situation trotzen.
Wir leben seit dem Aufkommen von Covid-19 im Wandel zwischen Beschleunigung und Entschleunigung, mit einer Ereignisdichte, die in besonderem Maße das Leben in allen Bereichen bestimmt. Wir hoffen, dass die Dinge wieder einfacher werden – auch wenn uns zurzeit die Vorstellung an eine Normalität, wie es sie vor der Corona-Pandemie gab, noch in weiter Ferne erscheint.
Das Wort „Normal“ ist hier der Dreh- und Angelpunkt. Denn wir sind an einem Punkt angelangt, der bereits viel Veränderungen mit sich gebracht hat, sowohl gute wie auch schlechte. Eine vollständige Normalität, eine Rückkehr zum „Status Quo Prä-Pandemie“, den wird es so nicht mehr geben – das ist aber nicht zwingend nur von der negativen Seite aus zu betrachten.
In den vergangenen Monaten waren wir als Gesellschaft dazu gezwungen, viele Entscheidungen zu treffen. Das Bedürfnis der Menschen nach verlässlichen und seriösen Quellen ist gestiegen, um sich zu informieren und sich eine Meinung zu bilden. Hier agieren neben den Öffentlich-Rechtlichen besonders die Zeitungen und ihre Online-Präsenz als vertrauenswürdige Hauptakteure. Man kann in diesem Zusammenhang durchaus von systemrelevant sprechen. Dicht mit dem Wunsch nach Klarheit und Verlässlichkeit verbunden, spielt auch ein weiterer Impuls in der Allgemeinheit eine größere Rolle in unserem „new normal“: Vermehrte Empathie gegenüber Mitmenschen, mehr Achtsamkeit und Wertschätzung. Das sollten wir uns in jedem Fall beibehalten.
Positive Auswirkungen zeigen sich vice versa im Arbeitsleben. Beispiel: Digitalisierung. Sei es die Feststellung, dass der Overhead-Projektor an Schulen langsam doch eingemottet gehört und es so etwas wie „WLAN“ gibt oder, dass viele Unternehmen sich mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert sahen im Bezug auf Homeoffice und Organisation. Wer im Homeoffice sitzt, ist nicht unproduktiver als im Büro – Studien belegen sogar das Gegenteil – und vernetztes Arbeiten unterstützt Prozesse nicht nur während eines Lockdowns, sondern auch im „normalen“ Tagesgeschäft. Der physische Newsroom in der Medienbranche musste zum digitalen Newsroom werden. Teams und Dynamiken mussten trotz räumlicher Trennung weiterhin vernetzt sein – und können es dank einer sinnvollen Digitalstrategie, die weit über eine Home-Office-Welt hinaus effektiven Nutzen für kollaboratives Arbeiten bringt.
Das Jahr 2020 hat uns gezeigt, dass mehr nicht immer besser ist, dass alte Strukturen aufgebrochen werden können und dass daraus – wenn auch erzwungen – ein Fortschritt erwachsen kann. Das alte „Normal“ wurde in vielen Bereichen entlarvt, als ein antiquiertes, ja unnormales Normal. Wie wichtig eine ausgewogene Work-Life-Balance ist, zeigte sich vielen Arbeitnehmern und Arbeitgebern etwa in Zeiten der Kurzarbeit.
Daraus sollten wir lernen, denn es wäre fatal nach einer flächendeckenden Immunisierung einfach nur den Reset-Knopf zu drücken. Fortschritt und Wachstum sind dabei beispielsweise nicht immer synonym zu sehen. Eine Fokussierung auf das Wesentliche kann fortschrittlicher und gewinnbringender sein als der pure Hunger nach wirtschaftlichem Wachstum. Denn nur die wenigsten wissen, dass selbst ein Autounfall ein wirtschaftliches Wachstum bedeutet. Der Neukauf allein ist jedoch kein Fortschritt.
„Die Welt ist im Wandel, […] vieles was einst war, ist verloren“. Für diesen Wandel waren jetzt keine 13 Ringe der Macht verantwortlich, es verdeutlicht dennoch sinnbildlich, das Änderungen aufziehen. Und wie einst der Ring der Macht spürte, dass seine Zeit gekommen war, so spürt auch unsere Branche, dass eine neue Zeit anbricht: Wie die Veränderungen letzten Endes aussehen werden, kann niemand mit Sicherheit sagen. Dennoch ist nun die Zeit für Impulse und Innovationen. Die digitalen Möglichkeiten auszubauen und für sich zu nutzen, bringt dringend benötigte Weiterentwicklungen in unsere vielfältige Medienlandschaft. Die erschwerten Bedingungen, die uns in der Corona-Zeit auferlegt wurden, konnten zu Kompetenz und Effizienz – besonders im digitalen Angebot – ausgebaut werden. Nutzen wir also diesen Schub, den wir aus der Krise als Denkanstoß mitbekommen haben, um weiterhin als Medienbranche erfolgreich für unsere Sache einzustehen.