Kategorie: Blog
Autor:in: Silke Jungblut

Interview mit Mistral Höltzcke: Es braucht neue Formate, um neue Zielgruppen zu erschließen

Mistral Höltzcke, Assistenz der Geschäftsführung bei der Rhein-Neckar-Zeitung, ist nicht nur Digital Native, sondern auch engagiert darin, neue Wege der Berichterstattung zu erproben, die besonders jüngere Zielgruppen ansprechen soll. Für die boomende Social-Media-Plattform TikTok hat er dafür ein ganz neues Format etabliert: den RNZ News Rap.

In Form von knappen News, die als Rap präsentiert werden, fasst er Lokalnachrichten knapp und modern zusammen und macht Nachrichten dadurch zu einem attraktiven Kurzvideo, das ganz auf die Methoden von TikTok zugeschnitten sind. Welche Erfahrungen Herr Höltzcke bereits gemacht hat und was die Hintergründe zum RNZ News Rap genauer sind, erklärt er uns im Interview.

 

Silke (alfa Media): Hallo und erst einmal vielen Dank, dass Sie uns ein paar Einblicke in Ihre Arbeit geben und wir dahingehend von Ihren Erfahrungen lernen dürfen. Aber bevor wir ins Thema einsteigen: Können Sie sich einmal mit eigenen Worten vorstellen?

Mistral (Rhein-Neckar-Zeitung): Hallo Silke. Mein Name ist Mistral Höltzcke, ich komme aus Heidelberg und bin seit gut einem Jahr in dem Familienunternehmen Rhein-Neckar-Zeitung GmbH dabei. Hier übernehme ich größtenteils Aufgaben im Bereich der Digitalisierung. Zuvor habe ich meinen Masterabschluss im Studiengang Crossmedia Publishing & Management an der Hochschule der Medien in Stuttgart absolviert.

Silke (alfa): Sie haben auf TikTok ein neues Format gelaunched, nämlich den RNZ News Rap. Erzählen Sie uns bitte kurz, worum es sich dabei handelt?

Mistral (RNZ): Beim RNZ News Rap handelt es sich um einen kurzen Rap (inklusive Video), welcher ein paar Themen – meistens vier bis sieben lokale Themen – der vergangenen Woche beinhaltet. Den RNZ News Rap (Rap + Video) produziere ich einmal pro Woche.

Silke (alfa): Wie kamen Sie auf die Idee zum News Rap? War es eine spontane oder eine strategische Entscheidung, sich dementsprechend auszuprobieren?

Mistral (RNZ): Der News Rap war mehr eine spontane Idee. Natürlich tragen strategische Punkte im Bereich der Digitalisierung wie beispielsweise die zielgruppengerechte Ansprache auf Social Media dazu bei, dass solche Ideen überhaupt erst entstehen können. Da ich privat sehr gerne meine eigenen Beats bzw. Rap-/Hip-Hop-Songs produziere, hab ich mir überlegt, wie ich die Musik in die Arbeit bei der Rhein-Neckar-Zeitung mit einfließen lassen kann. Der RNZ News Rap ist das Ergebnis. Das Format eines News Raps ist auch nicht unbedingt neu, siehe bigFM.

Silke (alfa): Welche Erfahrungen haben Sie damit bis jetzt gemacht? Soweit ich gesehen habe, publizieren Sie den News Rap auf TikTok und inzwischen auch auf Instagram. Können Sie uns etwas zu den Zahlen und Reaktionen verraten?

Mistral (RNZ): Bislang sind die Erfahrungen ziemlich gut. Größtenteils erhalte ich wirklich positive Rückmeldungen und auch bereits relativ hohe Aufrufzahlen (Instagram). Unser Account „rnzonline“ bei TikTok muss an dieser Stelle natürlich noch wachsen. Dies hängt ebenso mit der Intensität von Posts ab. Einmal pro Woche etwas auf TikTok zu veröffentlichen, ist noch viel zu wenig. So mancher „Hate“ ist natürlich nicht ganz ausgeschlossen. Aber das ist heutzutage, besonders in den sozialen Medien, leider Normalität.

Silke (alfa): Was erhoffen Sie sich von den Neuerungen, bzw. auf welche Ihrer Ziele zahlen Sie ein?

Mistral (RNZ): In erster Linie erhoffe ich mir, dass der News Rap dafür sorgt, neue und auch jüngere Zielgruppen zu erreichen. Auch wenn die Musik nicht unbedingt jedermanns Geschmack ist oder der Rap manchmal nicht exakt auf dem Takt (Beat) liegt oder perfekt abgemischt ist, ist es ein anderer Weg, den Menschen Nachrichten näherzubringen. Es wäre schön, wenn es gerade bei den jüngeren Generationen dazu beiträgt, sich mehr mit den lokalen Nachrichten auseinanderzusetzen, und es vielleicht dem einen oder anderen Spaß macht, mittels News Rap ein paar neue News aus der Region zu erfahren.

Silke (alfa): Wie sehen Sie die Potenziale der Social Media allgemein im Zusammenhang mit Zeitungsverlagen? Treffen wir hier die richtige Zielgruppe? Oder welche Voraussetzungen müssten Ihrer Meinung nach erfüllt werden, um eine neue Zielgruppe zu erschließen?

Mistral (RNZ): Meiner Meinung nach sind die Potenziale von Zeitungsverlagen im Bereich der sozialen Medien sehr hoch. Aus meiner Sicht gibt es hier keine richtige oder falsche Zielgruppe, da die Nachrichten für alle Menschen zur Verfügung stehen. Die wichtigste Voraussetzung ist meiner Meinung nach die richtige Ansprache für die jeweilige Zielgruppe. Wenn wir von einer jüngeren Zielgruppe ausgehen, sollte es ein lustiges, lockeres oder cooles Video sein, in dem die Nachrichten vermittelt werden. Im besten Fall basiert dieses Video auf einem aktuellen Trend. Dies ist natürlich auch nicht immer leicht umzusetzen. Ich denke, viele Verlage können sich noch stark im Bereich der Ansprache auf den jeweiligen sozialen Medien und den somit unterschiedlichen Zielgruppen (Altersgruppen) verbessern.

Silke (alfa): Sehen Sie einen Konflikt zwischen einer seriösen, unabhängigen Berichterstattung und der Verwendung neuer Formate wie dem News Rap?

Mistral (RNZ): Hier sehe ich keinen Konflikt. Die seriöse, unabhängige Berichterstattung bleibt nach wie vor erhalten. Zeitungsverlage verlieren nun mal immer mehr Printabonnenten und früher oder später wird die klassische Zeitung, so wie sie jetzt ist, entweder nicht mehr existieren oder noch ein kleines (sehr geringe Auflage) teures Nischenprodukt sein. Letztendlich verändert sich nur das Medium. Ein Zeitungsverlag ist eben auch ein Medienunternehmen. Warum sollte ein Medienunternehmen also nicht mit seiner gleichbleibenden Berichterstattung auf den jeweiligen Medienkanälen vertreten sein? Es ändert sich schließlich nur das Format beziehungsweise die Ansprache, und solche Veränderungen sind völlig normal.

Silke (alfa): Wenn Sie anderen Verlagshäusern einen Geheimtipp zu neuen Formaten geben wollten, welcher wäre das?

Mistral (RNZ): Einen richtigen Geheimtipp habe ich jetzt leider nicht. Aber ich kann nur mitgeben, dass jedes Verlagshaus mit seinen Nachrichten neue Formate und Kanäle (Medien) ausprobieren muss. Ein Beispiel wäre ein stärkerer Fokus auf Video-Content in Social Media! Hier muss man sich natürlich auch mutig sein! Welche Art von Videos – etwas mit Musik, ein lustiges Interview, Erklärvideos etc. – ist im Grunde egal. Hauptsache man nutzt die Möglichkeiten und Potenziale, die man besitzt und traut sich, etwas Neues zu machen.

Silke (alfa): Herzlichen Dank für die Zeit und die wertvollen Einblicke. Ich freue mich bereits, mehr von Ihnen auf Insta und TikTok zu sehen.